Die so genannte Küsterschule in der Nachbarschaft der Michaelskirche war die erste offizielle Schule des Kirchspiels Heiligenfelde. Wann sie gegründet wurde, konnte bislang nicht festgestellt
werden. Vielleicht gab die Lüneburgische Kirchenordnung von1643 den entscheidenden Anstoß. Darin forderte der Landesherr zum wiederholten Mal, dass auf den Dörfern, die noch immer keine eigene
Schulen besaßen, entsprechende Einrichtungen von den Küstern geschaffen werden sollten. Um 1661 nahm in Heiligenfelde der aus Barrien stammende Johann Schriever, der zugleich als Küster
fungierte, den Unterricht auf. Anlässlich der Kirchenvisitation am 16. September 1673 wurde protokolliert, dass Schriever im zurückliegenden Winter „etwa 30 Schulkinder“ unterrichtet habe. Sie
lernten vor allem den Celleschen Katechismus, „aber selten Schreiben, vielweniger Rechnen“. Johann Schriever versah seinen Dienst noch 1700.
Um 1700 entstanden auch außerhalb von Heiligenfelde Schulhäuser: in Wisloh (für Jardinghausen und Henstedt), Gödestorf und Wachendorf. Clues, Rehrßen und Hude bildeten eine Schulgemeinde mit dem
Pfarrdorf Heiligenfelde und dem Steimker Einzelhof „Tegeley“ bzw. „Ziegelei“ (heute: Kurzer Weg 7). Als in den 1820er Jahren die Kolonie Wachendorf weitab vom Wachendorfer Ortskern gegründet
wurde, vereinbarten die beteiligten Bauerschaften, die Kinder der Kolonisten ebenfalls in die Heiligenfelder Schule aufzunehmen. Für diese „Gastschulkinder“ musste die Gemeinde Wachendorf
ab 1.4.1908 Vergütungen an den damals gegründeten Gesamtschulverband Heiligenfelde-Clues zahlen, der seit Mitte der 1950er Jahre die Bezeichnung „Volksschulzweckverband Heiligenfelde-Clues“
trug und für die Schulunterhaltung zuständig war.
Die Schulhäuser
Das von Johann Schriever bewohnte Küster- und Schulhaus fiel 1719 einer Feuersbrunst zum Opfer, durch die auch Nachbargehöfte und der Pfarrhof mit Wohnhaus, Scheune, Backhaus und Ställen zerstört
wurden.
Der Wiederaufbau der Küsterei erfolgte 1720 oder 1721. Vier Jahrzehnte später, nach dem Ende Siebenjährigen Krieges, wurden hier maximal siebzig Kinder unterrichtet, wenn sich, zumindest in den
Wintermonaten, alle Schulpflichtigen einfanden.
Die sprunghafte Zunahme der Schülerzahlen seit den späten 1820er Jahren, die zum Teil durch die Gründung der Kolonie Wachendorf verursacht wurde, sorgte für drangvolle Enge im Klassenzimmer. Es
sei „viel zu klein geworden“, heißt es in einem Protokoll vom 30. Mai 1836. Der Raum könne „von den vorhandenen 129 Schulkindern nur etwa die Hälfte fassen“, weshalb in zwei Schichten
unterrichtet werden müsse. Hinzu komme, dass der alte Fachwerkbau „versunken, niedrig und feucht und daher für Gesundheit und Meubeln verderblich“ sei. Amtszimmermeister Harves aus Kolonie Syke
riet zu einem Neubau. Errichtet wurde er 1837 „auf einer neuen Stelle im Cantor-Garten“, unmittelbar an der Heiligenfelder Straße, „so daß während des Baues der Cantor im alten Hause bleiben und
darin Schule gehalten werden“ konnte.
Das noch heute vorhandene Fachwerkgebäude, das spätestens 1838 bezogen wurde, war „zum Ackerbaubetriebe eingerichtet“, der zur Grundversorgung des Lehrers gehörte. Die im Haus vorhandene
Schulstube bot nach damaligen Maßstäben Platz für 153 Kinder – eine Zahl, die um 1840 kurzzeitig erreicht wurde.
Ev.-luth. Pfarrarchiv Heiligenfelde, Rep. Az. 333 - Kirche und Schule IV, „Nachrichten über die Schule zu Heiligenfelde“ v. 27.4.1846: „Das Cantorhaus ist im Jahre 1837 neu erbauet, zum
Ackerbaubetriebe eingerichtet, und überhaupt in gutem Stande. Die darin angelegte Schule ist 690“ Quadratfuß „groß, so daß sie 153 Kinder ... placiren kann ...“ / 123 Schüler vorhanden/
Schüler: 55 aus Heiligenfelde, 39 aus Clues, Rehrßen u. Hude, 2 aus Ziegelei, 15 aus Mosen u. Hillersen, 2 aus Kreuzlage, 10 aus Kolonie Wachendorf
Während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in der Deutschland zu einer führenden Industrienation aufstieg, wuchsen in allerdings bescheidenem Rahmen die Ansprüche an die Qualität des
Volksschulunterrichtes. Als 1890 rund 130 schulpflichtige Kinder gezählt wurden, hielt der Ortsschulinspektor, Pastor Eduard Schaumann , „eine 2. Schule“ für „dringend nöthig“. Schon seit
längerem vermittelte der Heiligenfelder Lehrer sein Wissen in zwei Schichten. Vormittags wurden die älteren Schüler und Schülerinnen, nachmittags die kleinen unterrichtet. Angesichts dieser
Entwicklung verfügte die königliche Regierung, dass ein zweiter Lehrer anzustellen, ein weiterer Klassenraum im Küsterhaus einzurichten und eine zweite Lehrerwohnung zu beschaffen sei. Am 30.
Oktober 1892 wurde die neue Stelle besetzt. Seither gab es drei Klassen, wobei die Unterstufe von 11 bis 13 Uhr Unterricht erhielt, im Anschluss an die Mittelstufe mit den Acht- bis
Elfjährigen.
An der Königstraße wurde 1928 das neue Schul- und Lehrerwohnhaus nach den Plänen des hannoverschen Architekten Wilhelm Fricke errichtet. Das Gebäude erhielt zwei helle, geräumige
Klassenzimmer und zwei Lehrerwohnungen.
Die steigenden Schülerzahlen, die nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Flüchtlingszustrom zu verzeichnen waren, machten bis 1947 die Einrichtung einer dritten und vierten Lehrerstelle notwendig.
Infolge der Raumnot sah man sich gezwungen, seit Oktober 1945 einen der beiden Klassenräume im ehemaligen Küsterhaus anzumieten. Nachdem 1958 die Volksschule den ersten Erweiterungsbau mit einem
Klassen- und einem Gruppenraum, einer Pausenhalle und einer Lehrerwohnung erhalten hatte, fand das jahrelange Provisorium sein Ende.
Durch die Bildungsreformen der 1960er und 70er Jahre war die Heiligenfelder Volksschule massiven Veränderungen unterworfen. Zunächst stieg sie zu einer Mittelpunktschule auf, der seit 1960
schrittweise Schüler und Schülerinnen aus Henstedt, Wachendorf, Süstedt, Gödestorf und Jardinghausen zugewiesen wurden. Die Mädchen und Jungen aus Heiligenfelde und Clues eingeschlossen
stieg die Schülerzahl von 127 im Jahr 1960 auf 222 (darunter 33 aus Clues) im Mai 1966.
Ein Neubau war unumgänglich. In zwei Etappen wurde er 1964 und 1965 fertiggestellt. Er „umfaßt 4 Klassenräume“, informiert die Schulchronik, „darunter einen Physikraum mit je einem
Vorbereitungsraum für Chemie u. Physik. Er ist nach modernen Gesichtspunkten ausgestattet mit Wasser-, Gas- und Elektro-Anschluß für jeden Schülertisch. Daneben erhält der Bau ein Lehrerzimmer,
ein Schulleiterzimmer, eine Bibliothek, ein Lehrmittelzimmer und Toilette für Schüler u. Lehrer“ sowie eine Pausenhalle.
„Schon 1966 ist ein weiterer Anbau erforderlich“, notierte Rektor Robert Bergmann in der Schulchronik. „Es werden 2 mobile Klassen errichtet, deren Kosten der Kreis trägt. Sie sind nach
Beendigung der Sommerferien bezugsfertig.“
Seit dem 1. April 1966 erteilten acht Lehrer Unterricht in neun Klassen. Doch die Umstrukturierungen gingen weiter. Zeitweise wurden in Heiligenfelde ausschließlich Hauptschüler unterwiesen, dann
kamen wieder Grundschulklassen hinzu, bis 1979 die Umwandlung in eine reine Grundschule erfolgte.
Seit Mitte der 1970er Jahre gibt es die Bezeichnung „Volksschule“ nicht mehr (In Gödestorf erfolgte die Umbennung der Volksschule in Grundschule am 21. Juli 1975 – siehe Stadtarachiv Syke, S-OS
Nr. 2, S. 204). Die Heiligenfelder Schule ist bis 1977 zeitweise nur noch Hauptschule, vom 1. August 1977 bis 31. Juli 1979 Grundschule und Hauptschule, seit 1979 nur noch Grundschule.
Erhebliche Einschnitte im Schulalltag, Veränderungen in der pädagogischen Arbeit, im Anforderungsprofil und im Raumkonzept erfolgten seitdem.
Zunächst wurde im Schuljahr 1982/1983 die Orientierungsstufe eingeführt, die zu einer Entlastung der Schülerinnen und Schüler beim Übergang in die weiterführende Schule bedeutete. Im Jahr 2004
wurde diese wieder abgeschafft, was den Druck auf die Grundschüler bereits ab dem ersten Schuljahr, vor allem aber im vierten Jahrgang erhöhte. Die Einführung der eigenverantwortlichen und der
verlässlichen Grundschule sowie das Ersetzen der Rahmenrichtlinien durch die neuen Kerncurricula bedeutete weitere zusätzliche Arbeitsbelastungen für Lehrer und Schulleitungen.
Kooperation und Inklusion
Mit dem Schuljahr 2012/2013 startete die Grundschule Heiligenfelde eine Kooperation mit der Erlenschule, der Tagesbildungsstätte der Lebenshilfe in Syke. Unter Aufgabe des Musikraumes wurde ein
zusätzlicher Klassenraum geschaffen, so dass drei erste Klassen in den Räumlichkeiten des Altbaus untergebracht sind. Gleichzeitig wurden die Toiletten im Altbau grundsaniert und barrierefrei
gestaltet.
Aktuelle Umbauten und Neugestaltungen
Seit dem Herbst 2020 befindet sich das Schulgebäude im Umbau. Die alten Gebäudeteile bleiben dabei zum größten Teil erhalten, werden aber gänzlich erneuert und umstrukturiert. Neue Gebäudeteile
werden angebaut. Im fertigen Schulhaus gibt es neben den Klassenräumen auch Gruppen- und Differenzierungsräume. Hinzu kommen Räume für die Erlenschule, die Betreuung und die Sozialarbeiterin. Der
Hausmeisterbereich und das Lehrerzimmer wurden vergrößert. Durch einen Erweiterungsgang wurden die beiden alten Gebäude verbunden. Nun sind Fachräume für Werken und Musik, eine Schülerküche, eine
Aula/Mensa und deren Küchenbereich vorhanden.
Der Umbau bietet eine gute Grundlage für die Durchführung des zukünftigen offenen Ganztagsangebotes.
Erste Lehrer bzw. Schulleiter: